Belüftung

Für ein langfristig schimmelsicheres Tinyhouse braucht es ein geeignetes Lüftungskonzept. In diesem Beitrag findet ihr Infos dazu, wie so ein Konzept aussehen kann und warum Fensterlüften in aller Regel nicht ausreicht.

Notwendigkeit eines Lüftungskonzeptes

Für konventionelle Neubauten muss ein Lüftungskonzept nach DIN 1946 erstellt werden. Für Tinyhouses wird das oft nicht gemacht, obwohl sie durch die oft schlechte Dämmung und andere Faktoren strukturell anfällig sind für Schimmelwachstum. So wird auf kleinstem Raum (bei Nutzung als Wohngebäude) regelmäßig ähnlich viel Feuchte frei wie sonst in viel größeren Wohnungen oder Häusern.

Allgemein gilt als Richtwert für Wohngebäude mindestens ein Luftwechsel alle zwei Stunden. Pro Person ist der Richtwert 30 m³/h (Minimum: 20 m³/h).

Mein Tinyhouse hat ein Raumvolumen von ca. 35 m³. Bei Abwesenheit müsste also alle zwei Stunden quer gelüftet werden, bei Anwesenheit nur einer Person schon einmal pro Stunde (auch nachts!). Wandaufbauten sind aus energetischen Gründen zwar in aller Regel möglichst luftdicht, dennoch kommt es zu einem natürlichen Luftwechsel durch Undichtigkeiten (z.B. Fensterdichtungen). In der Praxis ist der nötige zusätzliche Luftwechsel durch Lüften/ andere Maßnahmen also etwas geringer. Trotzdem ist klar: Fensterlüften alleine reicht meistens nicht.

Haben Tinyhouse-Hersteller kein Lüftungskonzept und verweisen z.B. eine „atmungsaktive Wand“ ist das eine Red-Flag.

Ziel der Belüftung ist eine gute Raum-Luftqualität bei angenehmer Luftfeuchte zwischen 40 % und 60 %. Im Winter ist eine Luftfeuchte von ca. 40% aus Sicht der Schimmelvermeidung vorteilhaft.

Lüftungssysteme

Meiner Meinung nach sind zur Bedarfsbelüftung ein feuchte- und temperaturgesteuerter Ablüfter über der Dusche und eine Dunstabzugshaube immer notwendig. Zusätzlich braucht es ein dauerhaftes Lüftungssystem, diese gibt es mit oder ohne Wärmerückgewinnung.

Ohne Wärmerückgewinnung

Die Minimallösung sind Fensterfalzlüftungen oder Außenwanddurchbrüche, also kontrollierte Undichtigkeiten in der Außenhülle. Der Ablüfter im Bad kann auch dauerhaft laufen und so (geeignete Zuluft vorausgesetzt) für den nötigen Luftwechsel sorgen.

Allerdings würde ich bei einem Neubau immer zu einem System mit Wärmerückgewinnung raten.

Mit Wärmerückgewinnung

Es gibt zwei grundlegende Konzepte: zentrale und dezentrale Wohnraumlüftungen.

Zentrale Wohnraumlüftungen

Hier ist ein zentrales Lüftungsgerät über Rohre mit allen Räumen verbunden. Mithilfe eines Wärmetauschers wird die Wärme der Abluft an die Zuluft übertragen. Bei Enthalpie-Wärmetauschern wird ein Teil der Luftfeuchte der Abluft wieder an die Zuluft abgegeben.

Der Platzbedarf ist vergleichsweise groß und die Rohrführung schwierig, deshalb werden diese Systeme nur selten in Tinyhouses eingesetzt. Sie sind aus meiner Sicht technisch aber die mit Abstand beste Lösung.

Dezentrale Wohnraumlüftungen

Dezentrale Wohnraumlüftungen bestehen aus mehreren Anlagen.

Meist bestehen sie aus Lüfterpaaren, die in Wanddurchbrüchen mit möglichst viel Abstand eingebracht werden. Die Lüfter laufen immer gegenläufig (einer bläst nach außen, einer saugt an) und tauschen ihre Richtung alle paar Minuten. So wird der Wärmetauscher im Wanddurchbruch abwechselnd von der Abluft erwärmt und gibt die Wärme nach der Richtungsänderung wieder an die Zuluft ab.

Systembedingt wird bei diesem System kondensierte Luftfeuchte aus der Abluft ggf. wieder der Zuluft zugeführt. Die tatsächliche Luftentfeuchtung ist mir unklar. In Foren gibt es teilweise Kritik an der wechselnden Lautstärke bei Richtungsänderung und muffigem Geruch in den Wärmetauschern.

Eine Alternative sind dezentrale Systeme mit Kreuzstromwärmetauscher (z.B. von Bayernluft, keine Empfehlung). Der Luftstrom ist gering, auch hier müssen also mehrere Geräte verbaut werden.

Solare Luftkollektoren

Bei solaren Luftkollektoren wird Luft in/auf schwarzen Platten erwärmt und ins Tinyhouse geleitet. Ich bin etwas skeptisch, wie groß der Wärmegewinn im Alltag tatsächlich ist. Zur Luftentfeuchtung trägt er meist nur wenig bei.

Luftentfeuchter

Luftentfeuchter sorgen für keinen Luftwechsel, sind also nur eine Ergänzung zu anderen Belüftungssystemen.

Vermutlich ist die Luft bei einem guten Lüftungskonzept im Winter sowieso eher trocken. Bei Bedarf (z.B. nach dem Wäschewaschen) oder in Übergangszeiten kann ein Luftentfeuchter trotzdem sinnvoll sein. Elektrische Luftentfeuchter brauchen sehr viel Strom. Allgemein werden bei Temperaturen um und über 13 °C oft Geräte mit Kompressor empfohlen (Effizienz), bei geringeren Temperaturen Adsorptionstrockner.

Handelsübliche mineralische Luftentfeuchter sind oft nicht ausreichend, da sie oft nicht genug Feuchte absorbieren können.

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