In einem winterfesten Tinyhouse lässt es sich ohne Probleme ganzjährig auch im tiefsten Winter behaglich leben. Mit den Erfahrungen aus drei Wintern fasse ich Voraussetzungen zu Heizung und Dämmung, Aufbauten, Lüftungskonzept und Wasserinstallation zusammen. Autarkie ist schwierig umzusetzen.
Heizung
Grundsätzlich sind bei ausreichender Dimensionierung alle in Tinyhouses häufig verwendeten Systeme geeignet. Aufgrund der hohen Effizienz sind Luft-Luft-Wärmepumpen (Mini-Split Klimaanlage) mein Favorit. Aber auch mit Infrarot-Panels/ -Fußbodenheizungen, Gas-Thermen oder Holz-/Pelletöfen wird es warm genug. Empfehlenswert ist immer eine Kalkulation des Wärmebedarfs und der laufenden Kosten.
Wer bezüglich kalter Füße empfindlich ist, muss eine Fußbodenheizung verbauen oder mit Hausschuhen leben.
Dämmung
Mobile Tinyhouses erreichen durch die Beschränkungen bei Gewicht und Größe nur selten die im Baurecht geforderten Bestimmungen beim Wärmeschutz. Durch die kleine Wohnfläche ist der Gesamtenergiebedarf häufig trotzdem überschaubar und auch ökologisch zu rechtfertigen.
Wichtig ist bei bestehenden Beschränkungen (Gewicht, Breite, Materialauswahl, Kosten) alle Möglichkeiten durchzurechnen und sich dann gut informiert für den besten Kompromiss zu entscheiden. Ziel ist immer, konventionelle Baustandards zu erfüllen.
Lüftungskonzept
Sehr viele Tinyhouses haben in der kalten Jahreszeit Probleme mit Schimmelwachstum im Innenraum und in der Wand. Bei Nutzung als Wohngebäude wird mehr Feuchte frei als über häufiges Fensterlüften abgeleitet werden kann. Ein winterfestes Tinyhouse benötigt unbedingt einen Ablüfter über Herd & Dusche, sowie eine dauerhafte Belüftung. Je nach Nutzung kann sie mit oder ohne Wärmerückgewinnung umgesetzt werden.
Im Sinne der Effizienz sollten bei Neubauten Lüftungsanlagen mit Wärmetauscher verwendert werden.
Wandaufbau
Kalte Stellen sind nicht nur unangenehm, sondern bedeuten im Winter auch ein Schimmelrisiko. Wärmebrücken entstehen oft dann, wenn Materialien mit hoher Wärmeleitfähigkeit die Wand vollständig durchdringen. Beim Bau muss daher darauf geachtet werden, insbesondere Metallteile thermisch zu entkoppeln.
Eine diffusionsoffene Bauweise kann das Risiko von Feuchteschäden in der Dämmebene reduzieren. Sie führt insgesamt aber nur sehr wenig Feuchte ab und kann keine dauerhafte Lüftung im Innenraum ersetzen.
Mehr Infos zu Wandaufbauten findet ihr hier.
Fenster und Türen
Aus Gewichtsgründen werden bei Tinyhouses auf Rädern oft zweifach verglaste Fensterscheiben verbaut. Bei stationären Tinyhouses, Aufbauten auf Wechselbrücken oder ähnlichem sind dreifach verglaste Scheiben möglich und besser geeignet.
Alte, gebrauchte Fenster haben manchmal einen viel schlechteren Dämmwert, wenn die Scheiben noch nicht metallbeschichtet (lässt sich anhand der Spiegelung testen) und mit Edelgasen im Scheibenzwischenraum befüllt sind.
Wasserinstallation
Alle wasserführenden Leitungen müssen frostsicher ausgeführt sein. Das heißt, sie müssen entweder dauerhaft beheizt werden oder vollständig entleerbar sein.
Für die Zuleitungen gibt es Rohrheizungen und Rohrschalen zur Isolation. Auch das Abwasser muss erfahrungsgemäß isoliert werden.
Möbel
Besonders heikel sind Einbaumöbel ohne Hinterlüftung. Steht ein vollgestopfter Kleiderschrank z.B. direkt an einer Außenwand, so ist die Temperatur an der Rückwand im Winter sehr niedrig und es kann zu Kondensation kommen.
Raumplanung
Aus Erfahrung: Ein Vorraum für dreckige Schuhe und nasse Klamotten ist gold wert.
Waschmaschine und Trockner
Waschmaschine und Trockner geben beim Betrieb extrem viel Feuchte ab. Sie sollten im Winter nur mit zusätzlichem Luftentfeuchter genutzt werden.
Wenn es die Möglichkeit gibt, außerhalb zu waschen, ist das immer die bessere Option.
Autarkie
Solarpanels erzeugen im Winter nur wenig Strom. Selbst bei einem Passiv-Tinyhouse mit großem Batteriespeicher reichen die Erträge im Winter in aller Regel nicht zum Heizen. Ist kein Anschluss an das Stromnetz möglich, so muss auf Gas, Holz oder Pellets ausgewichen werden.