Lessons learned: Nach 3 Jahren

In diesem Beitrag geht es um die gemachten Erfahrungen und Fehler. Das Bild zeigt die abblätternde Lasur und sich lösende Pulverbeschichtung drei Jahre nach dem Bau.

Insgesamt war das Projekt erfolgreich. Das Tinyhouse ist solide, ich fühle mich sehr wohl darin, es ist gut verträglich und gibt keine Schimmelprobleme. Trotzdem gibt es große Probleme und würde ich beim nächsten Mal manches anders machen.

Stellplatz

Die Stellplatzsuche ist schwierig, kräftezehrend und kein Selbstläufer. Ich hatte riesiges Glück, einen passenden Platz zu finden. Es wäre schlauer gewesen, erst nach dem Finden eines geeigneten Stellplatzes mit dem Bau zu starten. Wenn das Baurecht beachtet werden muss, geht es wegen der unterschiedlichen Bebauungspläne sogar nicht anders.

Planung

Eine große Herausforderung war das Testen aller Materialien, wenn’s dumm lief, lag ich danach auch mal eine Woche flach. Damals ahnte ich noch nicht, dass die Planung viel anstrengender und aufwändiger sein würde als die Testung und Recherche rund um die Materialien. Mangels Baustandard und ohne Architekt/in waren unzählige Dinge zu planen und zu beachten. Zwischenzeitlich war ich extrem überlastet.

Beim nächsten Mal würde ich vor Baubeginn einen Zeitplan aufstellen (Reihenfolge, bis wann muss jeweils welche Entscheidung gefällt und welche Materialien bestellt sein) und die Umsetzung bis ins Detail planen. Zu Entscheidungen, Besprechungen und Infos würde ich von Anfang an Protokolle führen.

Trailer

Tipp: Hebestützen mit dazu bestellen.

Boden

Beim Bodenaufbau würde ich beim nächsten Mal doppelt auf Nummer sicher gehen und für eine vermehrte Feuchte-Abgabe Ausschnitte in der 3-Schicht-Bodenplatte einplanen.

Klimamembran

Bestellt wurde die Intello Plus von pro clima, geliefert (und verbaut) die normale Intello (ohne zusätzliche Armierung).

Fassade & konstruktive Dichtheit

Die Lasur (Volvox ProAqua) an der Holzfassade blättert ab und muss jedes Jahr erneuert werden. Es ist ein riesiger Aufwand, verträgliche Alternativen habe ich leider keine gefunden. Rückblickend hätte ich den Fokus bei der Außenhülle gerne stärker auf konstruktive Dichtheit ohne Wartungsbedarf gelegt. Im Bad und für das Dach ist das gut gelungen, die Fassade würde ich das nächste Mal vollständig (inkl. Laibungen) aus Alu planen. Die Holz-Fensterlaibungen hätten auf den Seiten ohne Dachüberstand mit gekanteten Blechen ohne großen Aufwand etwas geschont werden können.

Statt Weißtanne wurde Fichte geliefert, ein Teil der Fassade ist daher aus Fichte. Die Pulverbeschichtung löst sich an vielen Blechen etwas und bei einem Blech ganz massiv (Herstellungsfehler). Sie müssen neu gepulvert werden.

Die in die Alubleche zur Hinterlüftung eingestanzten Kiemen wären bei der aktuellen Bauweise nicht nötig. Es wäre auch eine normale Hinterlüftung bei vorgehängter Fassade möglich. So wäre auch die Unterlüftung des Dachs optimiert, da ein größerer Höhenunterschied zwischen den Öffnungen auf den Längsseiten (unter der Dachrinne/ Kiemenbleche) größer wäre.

Hinter den Kiemen ist ein feines Gitter (Insektenschutz), die Dachunterlüftung unter der Dachrinne ist aber nicht geschützt (max. Öffnung ca. 6 mm). In Kombination ergibt das keinen Sinn.

Raumaufteilung

Die Raumaufteilung hat sich sehr gut bewährt. Von dem Tinyhouse-typischen Schlafplatz im Loft bin ich weiterhin nicht so überzeugt (Sitzhöhe) und würde je nach Gesundheitszustand die Leiter öfters eh nicht hochkommen. Klasse wäre aber eine erhöhte Decke über dem Bett, um den Einbau eines Lift-Bettes zu ermöglichen. Dann könnte darunter eine Sitzecke Platz finden.

Nur die Küche und der Schreibtisch sind fest eingebaut, so bin ich bei der Platznutzung ganz flexibel. Zu viele Einbauschränke (wie im Wohnwagen) möchte ich gerne vermeiden, um einen offenen Raumeindruck zu erhalten.

Der große Vorraum ist toll. Auch ohne Unverträglichkeiten ist eine Abstellkammer einfach super geschickt und würde ich hier nicht am Platz sparen.

Es ist sehr hell, aber nicht zu einsichtig. Die Anzahl, Größe und Ausrichtung der Fenster ist für mich genau richtig. Nach außen öffnende Fenster wären ein Bonus.

Heizung

Nach 1,5 Jahren war der Warmwasserboiler der Heizung (Alde 3020 HE) undicht und Brauchwasser lief aus dem Gehäuse. Zum Glück entstand kein großer Wasserschaden. In Foren hatten andere das gleiche Problem, vermutlich war eine Schweißnaht gebrochen (Materialfehler). Der Boiler ist aus Edelstahl, Korrosion konnte also nicht die Ursache sein.

Der Heizkreislauf ist hingegen komplett aus Alu, zeigt (Stand 2023) extreme Lochkorrosion und muss in den nächsten Jahren ersetzt werden. Ursache sind drei Messingmuffen, die ich versehentlich bestellt hatte und deren Kupfer-Ionen die trichterförmige Lochkorrosion verursachen.

Beim nächsten Mal würde ich eher keine (Camping-) Sonderlösungen verwenden und möglichst viel auf klassische Lösungen/ Haustechnik setzen.

Lüftungssystem

Die Luftfeuchte ist im Winter trotz dauerhaft auf hoher Stufe laufendem Ablüfter hoch. Der Lüfter ist relativ laut. Beim nächsten Mal würde ich trotz des hohen Platzbedarfs ein Lüftungssystem mit Kreuzstrom-Wärmetauscher und Aktivkohle-Filter wählen. Es gibt keine passenden fertigen Systeme, es wäre also viel Planungs- und Entwicklungsaufwand nötig. Für den nächsten Winter möchte ich zusätzlich einen Luftentfeuchter anschaffen.

Die Unverträglichkeiten sind mittlerweile besser, eine normale Dunstabzugshaube über dem Herd wäre also möglich. Rückblickend war die Entscheidung für ein nach unten öffnenden Fenster über dem Herd aber richtig.

Dusche

Die kleine Dusche (Duschtasse 68 x 76 cm) ist groß genug und fühlt sich nicht beengt an. Die Schwelle sollte allerdings etwas höher sein, manchmal landen ein paar Wasserspritzer draußen.

Die individuell angefertigte Wanne hat keine Neigung, das Wasser muss nach dem Duschen also immer zum Abfluss geschoben werden. Mich stört das nicht.

Abwasser

Vermutlich ist das für alle außer mich offensichtlich: Isoliert auch Abwasserleitungen. Nach ein paar Tagen mit zweistelligen Minusgraden ist mir das Abwasser einmal eingefroren. Jetzt ist es isoliert.

Doppelte Absicherung

An allen Stellen, wo ein Fehlverhalten/ Defekt katastrophale Folgen haben könnte, bin ich mittlerweile Fan von Redundanz. So würde ich die Wände in der Nische mit der Heizungsinstallation und Waschmaschine wasserfest ausführen und eine Wanne mit Ablauf einbauen. Alternativ/zusätzlich wäre ein Wassermelder mit Sperrventil in der Zuleitung eine gute Option. Die Fassadenbahn sichert die Dämmung, beim nächsten Mal würde ich trotz der Unverträglichkeiten nicht auf eine Unterspannbahn unter dem Dach verzichten.

Missgeschicke

Versehentlich hatte ich Ottoseal S 100 Silikon bestellt (fungizid ausgestattet) statt des S 130 (ohne fungizide Ausstattung). Zum Glück hatte Martin den Fehler vor dem Einbau bemerkt.

Mir hat es nochmal gezeigt, wie viel eigentlich schiefgehen kann – und rückblickend: Dass der Bau trotz allem gut gelungen ist.

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