Checkliste zur Vermeidung von Schimmelbildung in Tinyhouses

Für den Erfolg eines Konzeptes zur Schimmelvermeidung ist letztlich immer die größte Schwachstelle ausschlaggebend. Ein überwiegend gutes Konzept reicht nicht, das macht es leider ziemlich schwierig.

Dieser Beitrag ist eine sehr ausführliche – und natürlich unvollständige – Checkliste zu Bau & Planung eines möglichst schimmelsicheren Tinyhouses.

Belüftung/ Kontrolle der Luftfeuchtigkeit

  • Bedarfslüftung (fast) immer nötig
    • Ablüfter im Bad über der Dusche, temperatur- und feuchtigkeitsgesteuert
    • Dunstabzug (benötigt evtl. Öffnung für nachströmende Luft)
  • Zusätzliche Dauerbelüftung (fast) immer nötig
    • Lüftungsanlage mit/ohne Wärmerückgewinnung
    • Minimallösung: Außenwanddurchlässe oder Fensterfalzlüftungen
  • Waschmaschine und zum Trocknen der Wäsche Wäschetrockner
    • Beide geben während dem Betrieb viel Feuchte ab, starke Belüftung nötig oder direkt außerhalb aufstellen
  • Hygrometer
  • Bei Bedarf: Luftentfeuchter
  • Fensterlüften reicht in aller Regel nicht

Wasserinstallation

  • Kaltwasserleitungen + Wassertanks isolieren (Kondensation, vor allem im Sommer), Warmwasserleitungen isolieren (energetisch sinnvoll)
  • Frostschutz: Vollständiges Entleeren möglich
  • Druckprüfung
  • Bad/Dusche: Konstruktive Dichtheit wo möglich
  • Zur Sicherheit: Wassermelder, ggf mit automatischem Sperrventil in der Zuleitung
  • (Finde ich sympathisch:
    • Alle Verbindungsstücke und Anschlüsse zugänglich
    • Wände bei Heizungsinstallation/ Waschmaschine wasserfest, darunter Wanne mit Ablauf)

Baumaterialien

  • Schimmelresistente Materialien oder Anstriche können zusätzliche Absicherung darstellen
    • Ziel sollte aber sein, dass unabhängig von den verbauten Materialien Temperatur und Luftfeuchte Schimmelwachstum unmöglich machen
  • Offenporige Baumaterialien und Oberflächenbehandlungen im Innenraum helfen dabei, Feuchtespitzen besser auszugleichen, die durchschnittliche Luftfeuchte wird aber nicht verändert

Wand-, Boden- und Deckenaufbau

  • Mit Profi abklären, eventuell vorher Dämmwirkung & Position des Taupunktes selbst berechnen (z.B. bei Ubakus.de). Die Modelle haben Schwächen.
  • Vorsicht bei Empfehlungen aus anderen Klimazonen: Ggf. ändert sich die Richtung des Feuchtetransports (auch bei Klimatisierung im Sommer)
  • Die relative Luftfeuchte ist abhängig von der Temperatur und muss daher jeweils direkt an der Bauteiloberfläche gemessen/ berechnet werden. Für den Innenraum und die Dämmebene ist wegen der unterschiedlichen absoluten Luftfeuchte eine getrennte Betrachtung nötig
  • Möglichst wenig durchgehende Bauteile in Außenwand: Thermisch entkoppeln wo möglich, durchgehende Metallteile sind no-go (Ausnahme: Zuleitungen)
  • Häufige Wärmebrücken sind:
    • Konstruktiv bedingt alle Ecken
    • Lüftung, Dunstabzugshaube, Kamin, eingehende Wasser-/ Strom-/ Gasleitungen, Abwasser, Stromkabel zu Außenbeleuchtungen/ Steckdosen,….
    • Fenster und Türen, Türschwellen
    • Befestigung Tinyhouse am Trailer z.B. mit U-Bügeln
    • Isolation der Radkästen (Trailer wenn möglich als Hochlader bestellen)
    • Alle in Ordnung? Konkrete Umsetzung im Detail planen
  • Nach dem Bau kann man mit einem IR-Thermometer oder einer Wärmebildkamera systematisch nach kalten Stellen suchen

Innenhülle/ Dichtheitsebene

  • Luftdichter Aufbau energetisch sinnvoll
  • Dampfbremsen oder -sperren zur Schimmelprävention oft sinnvoll
    • Verwendung von Dampfsperren/-bremsen (Membran oder OSB), Klimamembran
    • Nageldichtband verwenden oder Tackerstellen abkleben
    • Immer die zum System passenden Materialien und Klebebänder benutzen, Untergrund vorbereiten (u.a. staubfrei)
    • Auf perfekte Versiegelung achten: Risiko bei kleinsten Löchern, wenn feuchte Raumluft an einer Stelle in die Wand strömen kann
    • Elektro- und Wasserinstallation ggf. aufputz oder entsprechende Dosen und Manschetten verwenden
  • Faustregel in unserer Klimazone: Der Aufbau sollte von innen nach außen diffusionsoffener werden
  • Bei manchen diffusionsgeschlossenen Aufbauten besteht null Toleranz für Fehler. Ein diffusionsoffener Aufbau kann leichte Undichtigkeit unter Umständen eher kompensieren
  • Selbst ein sehr diffusionsoffener Aufbau kann nur wenig Feuchte abführen und in der Regel keine (Dauer-)Belüftung ersetzen
  • Dichtheit lässt sich mit einem Blower-Door Test objektivieren

Außenhülle

  • selbst-redend: korrekte Anschlüsse (Dachrinne, Fensterbretter, Fensterlaibungen, Tropfbleche, Außenwanddurchbrüche), dicht auch bei Schlagregen, Staunässe, Schnee, etc.: Das ist die eigentliche Herausforderung, leider müsst ihr euch da woanders informieren.
  • Wo immer möglich konstruktive dichte Lösungen mit haltbaren Materialien, die ohne Pflege dauerhaft dicht sind
  • Wenn Hinterlüftung diese ausreichend dimensionieren (Größe wird bei Berechnung bei Ubakus.de nicht berücksichtigt)
  • Verschleißteile (z.B. Schraubenabdichtungen bei Trapezblechen)
    • Was passiert, wenn diese nicht gewartet werden?
    • Das Tinyhouse wird sich beim Transport verwinden und Silikonfugen können unsichtbar reißen (betrifft zusätzlich ggf. auch die Dusche)
  • Bei Außenwanddurchbrüche leichte Neigung, damit eventuell anfallendes Wasser nach außen abläuft

Dach, Fassade & Fensterlaibungen

  • Dachform hat großen Einfluss auf Möglichkeit der Hinterlüftung, Pultdach ist optimal
  • Dachfenster sind Schwachstellen
  • Regenrinne schont die Fassade (Breite beachten)
  • Bei hinterlüfteter Außenwand auch Bereiche über/ unter dem Fenster belüften, z.B. durch Kreuzlattung oder Lüftungsschlitze unterhalb der Fensterbank

Unterboden

  • Soll das Tinyhouse auch bei Nässe bewegt werden?

Schädlinge, Mäuse und Insekten

  • Dämmung, Hinterlüftung und alle Zwischenräume schützen vor Schädlingen & Nestbau
    • Ameisen nisten z.B. gerne in Hartschaumdämmplatten, Motten essen gerne (nicht behandelte) Schafwolle

Heizung

  • Wie/ wo wird geheizt, gibt es kalte Ecken/Räume?
  • Kommt es zu genügend Luftbewegung/Konvektion?
  • Wirkt sich die Heizung auf die Luftfeuchtigkeit aus?
  • Frostschutz oder vollständige Entleerbarkeit bei wasserführenden Heizsystemen

Einrichtung

  • Matratze nicht auf eine Platte legen, Lattenroste verwenden
  • Möbel & Einbauten unter- und hinterlüften
  • Vorhänge können durch verringerte Luftbewegung bestehende Schwachstellen verstärken

Wartung

  • Kontrolle von Dach, Fassade, Dusche (Fugen) und Wasserinstallation mindestens 2 Mal pro Jahr
  • Silikonfugen altern und müssen regelmäßig getauscht werden

Bau

  • Baumängel werden oft erst nach längerer Zeit entdeckt: Wenn man die Umsetzung nicht selbst beurteilen kann: Schon bei Planung/Bau Experten fragen
  • Hilfreich fand ich die Überlegungen:
    • Was passiert, wenn mal Wasser hinter die erste „Ebene“ (Außenfassade/ hinter die Fensterlaibung) kommt? Über die Jahr(zehnt)e wird das geschehen
    • Wie sieht das Tinyhouse/ Bauteil nach 30 Jahren Belastung aus? Etwa: Bekommt die Alu-Dampfsperre im Boden eventuell Risse?
  • Eine lückenlose Baudokumentation (Fotos & Protokolle) vereinfacht Fehlersuche, Nachbesserungen und Reparaturen

To be continued! Schreibt mir ne Mail an mail@hauspilz.de wenn Euch noch Punkte fehlen.

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